Das Privatsphären-Paradox

Warum fordern Internetnutzer Privatsphäre und posten gleichzeitig private Details? Verschiedene Forscherteams haben festgestellt, dass die meisten Internetnutzer selbst viele Informationen und Daten im Internet preisgegeben, obwohl sie den Schutz der eigenen Privatsphäre für sehr wichtig halten.

 160510-privacy-paradox.pngPaul Gerber beim Vortrag© MoPPa

Ein interdisziplinäres Team der TU Darmstadt geht diesem als Privacy Paradoxon bekannten Phänomen auf den Grund und entwickelt Gegenmaßnahmen.

Die bisher erarbeiteten Zwischenergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Modellierung des Privacy Paradoxons (MoPPa) wurden am 27.04.2016 in Darmstadt einem großen Forscherauditorium vorgestellt. Insgesamt kamen Vertreterinnen und Vertreter von zehn im Rahmen der BMBF-Bekanntmachung „Datenschutz: Selbstbestimmt in der digitalen Welt“ geförderten Forschungsprojekte zusammen, um über die unterschiedlichen Aspekte und Erklärungsansätze des Privacy Paradoxons zu debattieren.

Das Team aus Psychologen und Informatikern rund um die Forschungsgruppen von Prof. Joachim Vogt und Prof. Melanie Volkamer im Projekt MoPPa identifizierten zunächst entscheidungsrelevante Faktoren wie Alter, Geschlecht, Nutzen, Kosten, Erfahrungen sowie Wissen über potenzielle Gefahren, die einen Einfluss darauf haben, ob jemand Informationen und Daten im Internet preis gibt. Diese Faktoren helfen, das Phänomen zu erklären.

Wenig überraschend ist, dass technisch versierte Anwender eher Schutzmechanismen wie Verschlüsselung und Anonymisierungsdienste nutzen. Die Wissenschaftler konnten aber auch nachweisen, dass viele Nutzer keine konkrete Vorstellung davon haben, welche Konsequenzen sich aus Datenmissbrauch ergeben könnten. Aufgrund des mangelnden Risikobewusstseins veröffentlichen sie dann mehr persönliche Daten, als ihrem theoretischen Bedürfnis nach Privatsphäre entsprechen würde. Passend dazu ergaben die Untersuchungen, dass die Nutzer sich oft nicht bewusst entscheiden, Informationen und Daten im Internet zu veröffentlichen. Diese Ergebnisse wollen die Forscherinnen und Forscher als Ansatzpunkte für Maßnahmen zur Sensibilisierung nutzen.

Folgende BMBF-geförderte Projekte, die sich auch mit dem Thema Selbstdatenschutz befassen, stellten sich in Darmstadt vor: AndProtect, AN.ON-Next, Goodcoin, PGuard, SEDAFA, SIOC, SmartPriv, SyncEnc und VVV.