Erforschung von Narrativen der Desinformation in öffentlich-rechtlichen und alternativen Nachrichtenvideos
Irreführende Informationen verbreiten sich über soziale Netzwerke und virale Mechanismen mit einer enormen Geschwindigkeit und erreichen so ein großes Publikum. Eine zentrale Erkenntnis der jüngeren Forschung ist allerdings, dass zur Desinformation nicht nur alternative Nachrichtenberichterstattung beiträgt – also die oft unseriöse, nicht-faktenbasierte und politisch stark tendenziöse Aufbereitung von Informationen. Vielmehr beinhalten auch seriöse öffentlich-rechtliche Nachrichtenformate teilweise unbewusst narrative Muster, die eine desinformierende Wirkung haben. Solch wiederkehrende Erzählmuster, über die ungewollt irreführende Informationen vermittelt werden, können ein grundlegendes Misstrauen bei Teilen des Publikums schüren und dieses damit in die Arme alternativer, bewusst irreführender Informationskanäle treiben. Es stellen sich somit viele kritische Fragen zu Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen und alternativen Nachrichtenvideos der gezielten Desinformation, die es zu klären gilt, damit Narrative der Desinformation in öffentlich-rechtlichen Nachrichten zukünftig vermieden werden können.
Ziel des Projekts „Narrative der Desinformation verstehen: ein Vergleich zwischen öffentlich-rechtlichen und alternativen Nachrichtenvideos“ (FakeNarratives) ist es daher, detailliert zu erforschen, wie Narrative von Desinformation in öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen und alternativen Informationsvideos wirken. Zum Einsatz kommt hierzu ein interdisziplinärer Methodenmix aus Diskursanalyse, sprachwissenschaftlichen Analysen, Untersuchungsverfahren der digitalen Geisteswissenschaften sowie Methoden zur Mustererkennung mittels maschinellen Lernens. Basierend auf diesen Erkenntnissen sollen dann halbautomatische Ansätze entwickelt und in ein digitales Werkzeug integriert werden, das Mechanismen und Strategien von Narrativen der Desinformation systematisch offenlegen kann und auf Basis einer groß angelegten Medienanalyse die Ableitung wirksamer Gegenmaßnahmen erlaubt.
Durch die Erkenntnisse des Vorhabens wird es ermöglicht, konkrete Lösungsvorschläge und Handreichungen für die Erstellerinnen und Ersteller von öffentlichen Nachrichtensendungen zu erarbeiten, die ihnen helfen, ungewollte Narrative der Desinformation zu vermeiden und Desinformationskampagnen zu neutralisieren. Das Vorhaben trägt somit dazu bei, Desinformation an einer wichtigen Stelle zu bekämpfen und hilft insbesondere öffentlich-rechtlichen Medien sowie anderen seriösen Medien dabei, im Sinne einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft ihre hohen Standards des Qualitätsjournalismus zu wahren.