MoPPa

Bauchgefühl oder logisches Denken? Projekt zur Modellierung des Privacy Paradoxons

Mann mit Handy
Auch bei der Auswahl passender Apps ist gelebter Selbstdatenschutz essenziell. © Technische Universität Darmstadt

Motivation

Das Internet ist heute allgegenwärtig. Ursprünglich von Wissenschaftlern zum Nachrichtenaustausch zwischen Computern erschaffen, wird es heute für eine Vielzahl von Online-Diensten verwendet, auf die bequem – beispielsweise per Smartphone – zugegriffen werden kann. Während der Nutzung dieser Dienste werden persönliche Informationen erfasst. Dazu gehören Daten, die aktiv eingegeben werden oder bereits auf den Geräten gespeichert sind, aber auch Daten, die von den Sensoren der Smartphones erhoben werden – beispielsweise Bewegungsmuster. Mit Hilfe der gesammelten Informationen können umfangreiche Profile erstellt werden, die etwa bei Versicherungs‐ und Kreditabschlüssen oder bei der Stellen‐ und Wohnungssuche  genutzt werden können – auch gegen die Anwenderin oder den Anwender. Daher ist es wichtig, dass die heutige Gesellschaft die Bedeutung des selbstbestimmten Umgangs mit sensiblen Daten kennt und ihre Daten eigenverantwortlich schützt.

Dies ist aktuell nicht der Fall, wie das sogenannte „Privacy Paradoxon“ zeigt. Es beschreibt die Tatsache, dass der Datenschutz von Anwenderinnen und Anwendern zwar grundsätzlich als wichtig erachtet wird, diese jedoch erstaunlich wenig selbst dafür tun. In verschiedenen Untersuchungen wurde jedoch gezeigt, dass Praktikabilitätsgründe, wie beispielsweise fehlende Alltagstauglichkeit, eine mangelnde Wirksamkeit existierender Schutzmaßnahmen oder unklare Empfehlungen nur teilweise für das scheinbar widersprüchliche Verhalten verantwortlich sind.

Ziele und Vorgehen

Ziel im Vorhaben „Modellierung des Privacy Paradoxons aus technischer und psychologischer Sicht (MoPPa)“ ist es, Gründe unterschiedlicher Personengruppen für  das Ignorieren oder die Verwendung von Schutzmaßnahmen beziehungsweise das Befolgen von Empfehlungen zu identifizieren und in Beziehung zu setzen. Das Privacy Paradoxon, auch kurz mit der Diskrepanz zwischen Wollen und Handeln umschrieben, soll in Bezug auf Selbstdatenschutz besser erforscht und verstanden werden. Im Fokus des Projekts steht die Identifizierung von Maßnahmen, die das Bewusstsein und die Motivation für (Selbst-) Datenschutz in der Bevölkerung steigern. Dazu werden informationstechnische und psychologische Theorien und Methoden eingesetzt. Die gleichzeitige Einbeziehung von Anwenderinnen und Anwendern garantiert den Praxisbezug von MoPPa. 

Innovationen und Perspektiven

Die detaillierte Erforschung des Privacy Paradoxons bildet den Kern von MoPPa. Da die im Projekt entwickelten innovativen Lösungsansätze in vielen Szenarien getestet werden, können sie später auf andere Anwendungen übertragen werden. So wird es beispielsweise Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Projekten zum Selbstdatenschutz möglich sein das entwickelte Modell in ihrer Forschung einzusetzen. In letzter Konsequenz kann so Bürgerinnen und Bürgern vereinfacht erklärt werden, wieso sie beispielsweise ihr Verlangen nach einer Gewinnspielteilnahme unterdrücken sollten. Denn nur so geben sie keine persönlichen Daten preis und setzen Selbstdatenschutz effektiv um.