Wissenschaftskommunikation für Cybersicherheitsforschung

Wie lässt sich komplexe Forschung verständlich und wirksam vermitteln? In der Session „Wissenschaftskommunikation als Aufgabe der IT-Sicherheitsforschung“ diskutierten Fachleute aus Forschung, Politik und Medien, wie Wissenschaftskommunikation Vertrauen schafft – und warum sie integraler Teil sicherheitsrelevanter Forschung ist.

Marcus Bösch stellte in der Session seinen Newsletter „Understanding TikTok“ vor (links im Bild: Referent Dr. Sebastian Meiser, rechts: Moderator Sebastian Klöckner). © BMFTR, Laurin Schmid / bundesfoto

Moderation: 

  • Sebastian Klöckner, Head of Corporate Communications am CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit

Sprecher:

  • Marcus Bösch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg)
  • Harald Franzen, Referent im Referat „Wissenschaftskommunikation; Wissenschaftsjahre“ im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)
  • Dr.-Ing. Sebastian Meiser, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck
  • Johannes Steger, Redaktionsleiter Tagesspiegel Background Digitalisierung & Cybersecurity

Zum Einstieg wurde eine Straßenumfrage gezeigt, in der Passantinnen und Passanten nach ihrer Meinung zur Cybersicherheitsforschung gefragt wurden – die teils überraschende, teil auch bedenkliche Reaktionen hervorrief. Schnell wurde klar: Die Themen der IT-Sicherheitsforschung dringen bislang kaum ins öffentliche Bewusstsein – obwohl sie tief in den Alltag hineingreifen.

Von der reaktiven zur strategischen Kommunikation

Harald Franzen (BMFTR) beschrieb die Entwicklung der Wissenschaftskommunikation von der reinen Informationsweitergabe über Dialogformate bis hin zu echter Partizipation. Besonders in der Cybersicherheitsforschung gehe es darum, Vertrauen aufzubauen, Transparenz zu schaffen und Desinformation entgegenzuwirken. Sein Fazit: Gute Kommunikation stärkt nicht nur die Sichtbarkeit der Forschung – sie stärkt demokratische Resilienz.

Harald Franzen zeigte, welche Perspektive das BMFTR zur Wissenschaftskommunikation einnimmt. © BMFTR, Laurin Schmid / bundesfoto

TikTok, Zielgruppen und der Mut zum Ungewohnten

Marcus Bösch (HAW Hamburg) sprach über seinen Newsletter „Understanding TikTok“, der inzwischen einen breiten Adressatenkreis erreicht. Er gab Einblicke in seine Arbeit mit und über TikTok. Seine fünf Learnings aus fünf Jahren Kommunikationsarbeit zur Plattform betonten: den Mut zum Experiment, die Wichtigkeit klarer Zielgruppenorientierung, die Bedeutung von Beharrlichkeit, Monetarisierung und Entwicklungspotenzial. Sein Impuls: Plattformlogiken verstehen, aber nicht unreflektiert übernehmen – und sich trauen, Neues auszuprobieren.

Erlebnisorientierte Formate machen Sicherheit begreifbar

Dr.-Ing. Sebastian Meiser (Universität zu Lübeck) stellte das Spiel „Spurensuche in der KI“ vor – ein niedrigschwelliges, didaktisch durchdachtes Tool, um komplexe KI-Sicherheitsaspekte erfahrbar zu machen. Der Anspruch: nicht nur informieren, sondern Cybersicherheitsforschung erlebbar machen. Die Resonanz auf Messen, in Schulen und auf Fachtagungen sei durchweg positiv – und belege das Potenzial von Gamification in der Wissenschaftskommunikation.

Zwischen Wissenschaft und Journalismus

Johannes Steger (Tagesspiegel Background Digitalisierung & Cybersecurity) sprach über die Schnittstelle zwischen Forschung und Medien. Seine Botschaft: „Gute Kommunikation beginnt mit der Frage: Was interessiert meine Zielgruppe – und was ist meine Botschaft?“ Er plädierte für strategische Medienarbeit, mutige Vereinfachung und klare Kernbotschaften. Nicht jeder Schachtelsatz brauche eine Fußnote – häufig bringe ein Bild oder ein gutes Beispiel viel mehr.

Johannes Steger warb für ein enges und vertrauensvolles Verhältnis von Forschung und Medien.© BMFTR, Laurin Schmid / bundesfoto

Fazit: Kommunikation ist Teil der Lösung

Ob TikTok oder Tagesspiegel, Brettspiel oder Straßenumfrage – die Session machte klar: Wissenschaftskommunikation ist nicht bloß Vermittlung, sie ist Bestandteil verantwortungsvoller Forschung. Besonders in der Cybersicherheitsforschung trägt Kommunikation dazu bei, Risiken einzuordnen, Vertrauen aufzubauen und Forschung in die Gesellschaft zu übersetzen.