
Das Forschungsnetzwerk Anonymisierung besteht aus fünf Kompetenzclustern und 17 Forschungsprojekten, die innovative und effiziente neue Verfahren, Methoden und Technologien entwickeln, um die datenschutzkonforme, anonymisierte Bereitstellung und Nutzung von Daten zu ermöglichen. Viele Fragen aus dem Publikum, ein souveräner Moderator und klare Aussagen der Vortragenden kennzeichneten die Session.
Moderation:
- Maximilian Winkler, Projektmanager, UniTransferKlinik Lübeck GmbH
Sprecher:
Wasilij Beskorovajnov, Abteilungsleiter CRYPTO, FZI Forschungszentrum Informatik
Oliver Denninger, Bereichsleiter Software Engineering, FZI Forschungszentrum
Prof. Dr. Hans-Hermann Dirksen, CEO, Liebenstein Confidential GmbH
Prof. Dr.-Ing. Thomas Hupperich, Juniorprofessor für IT-Sicherheit, Universität Münster
Dr.-Ing. Sebastian Meiser, Projektkoordinator AnoMed, Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck
Prof. Dr. Esfandiar Mohammadi, Leiter der Arbeitsgruppe Privacy & Security, Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck
Dr. Jannek Mühlhan, Leiter des Referats „Qualität und Forschungsstrategie“, Statistisches Bundesamt
Dr. Marcel Neunhoeffer, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
In seiner Einführung ließ Prof. Dr. Esfandiar Mohammadi (Universität zu Lübeck) keinen Zweifel aufkommen: „Anonymisierung ist unvermeidbar, denn für Innovation brauchen wir persönliche Daten“. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzclusters AnoMed und einer der führenden Köpfe des vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsnetzwerks Anonymisierung, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, die sichere Nutzbarkeit von Daten zu erhöhen, um die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. „Unsere Kompetenzcluster und Forschungsprojekte bewegen sich dabei stets im Spannungsbogen zwischen Datennutzung und Datenschutz“, erklärte Mohammadi. Er sei überzeugt, dass die Forschung zur Anonymisierung zu mehr Vertrauen bei der Bevölkerung führt.
Jedes der fünf Kompetenzcluster wurde anschließend vorgestellt. So berichtete Prof. Dr.-Ing. Thomas Hupperich (Universität Münster) über den Kompetenzcluster IIP, dessen Ziel die Schaffung eines intelligenten Verkehrsmanagements basierend auf anonymisierten Daten ist. Pendelnde sollen in Zukunft bei Verkehrsstauprognosen bereits ein bis drei Tage im Voraus Handlungsempfehlungen zur Umfahrung erhalten. Auf diese Weise könnte das Straßennetz und der öffentliche Personennahverkehr besser genutzt werden.
Prof. Dr. Hans-Hermann Dirksen (Liebenstein Law) präsentierte das Kompetenzcluster AVATAR, in dem sich Forschende mit der Anonymisierung von personenbezogenen Gesundheitsdaten beschäftigen. Vor allem konzentriert sich der wissenschaftliche Blick auf die transsektorale Sekundärnutzung von Daten aus der Routineversorgung, aus klinischen Studien, aus Registern und aus Wearables, also direkt am Körper getragenen elektronischen Geräten wie Smartwatches, für die medizinische Forschung und zum Training von KI. Zum Cluster gehören zudem sieben Teilprojekte mit fünf verschiedenen Anwendungsfällen.
Wasilij Beskorovajnov und Oliver Denninger (FZI Forschungszentrum Informatik) stellten die Forschungsaufgaben des Kompetenzclusters ANYMOS vor: Wie anonymisiert man Daten in hochgradig vernetzten Mobilitätssystemen wie denen des zukünftigen autonomen Verkehrs, der dazugehörigen vernetzten Infrastruktur sowie des öffentlichen Verkehrs? Ein Zwischenergebnis lautet: Es müsse ein Kompromiss zwischen Nutzen und Sicherheit durch Lokalitätsprinzip und Encrypted Computing gefunden werden.
Dr.-Ing. Sebastian Meiser (Universität zu Lübeck) gab Einblicke in das Kompetenzcluster AnoMed. Das Cluster versteht sich als Katalysator der Anonymisierungsforschung für medizinische Anwendungen und fokussiert dabei vor allem das Forschungsthema „Privatsphäre in der Medizintechnik“. Die Bandbreite dieser Forschung reicht von repräsentativen, synthetischen Gesundheitsdaten mit starken Privatsphäregarantien, über den Schutz der Privatheit durch die umfassende Bereitstellung von Anonymisierungsverfahren bis zu einem Empfehlungs- und Auditsystem für konkrete Anonymisierungstechnologien.
Das Kompetenzcluster AnigeD wurde von Dr. Jannek Mühlhan (Destatis) und Dr. Marcel Neunhoeffer, (Bundesagentur für Arbeit) vorgestellt. Ziele des Clusters sind die Prüfung und Weiterentwicklung von Anonymisierungsverfahren zur Evaluation anhand juristischer Kriterien. So wird beispielsweise geprüft, ob synthetische Daten Potenzial für die Anonymisierung bieten. Des Weiteren besitzt im Cluster die Forschung zu Verfahren zur Anonymisierung von georeferenzierten Daten einen hohen Stellenwert.
Die Vorstellung aller Cluster war begleitet von vielen Fragen aus dem Publikum. In seiner Zusammenfassung formulierte Prof. Dr. Esfandiar Mohammadi die aus seiner Sicht besonderen Herausforderungen für die Zukunft: „Die Forschung der Anonymisierung ist auf einem guten Weg, kann aber noch nicht alle notwendigen Bausteine zur Verfügung stellen, die es für einen effizienten und umfassenden Praxiseinsatz braucht. Einige Forschungsergebnisse beziehungsweise Bausteine sind jedoch schon derart ausgereift, dass ein Transfer in die Anwendung in Angriff genommen werden kann.“