Forschungsnetzwerk Anonymisierung

Datenschutz und Datennutzung in Einklang bringen

Das BMBF fördert seit Ende 2022 das „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“. Forschende treiben in fünf Kompetenzclustern und 17 Projekten die Entwicklung von Anonymisierungstechnologien voran, um den technischen Datenschutz zu verbessern und datenbasierte Innovationen zu ermöglichen.

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© Adobe Stock / Robert Kneschke

Digitale Systeme sind heutzutage allgegenwärtig: Smartphones, Smarthomes, Medizintechnik und zunehmend digital vernetzte Fahrzeuge sind nur einige Beispiele. Der moderne Alltag ist ohne digitale Systeme aller Art kaum mehr vorstellbar. Beim Betrieb dieser Systeme fallen umfangreiche Daten an, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten erlauben. Basierend auf der maschinellen Auswertung von Kunden-, Geschäfts- und Prozessdaten bestücken Supermärkte ihr Sortiment, optimieren Speditionen ihre Touren, werden Energienetze effizienter ausgelastet und Industrieanlagen effektiver gewartet. Durch die Auswertung von Daten wird die Verkehrsplanung und -steuerung verbessert, autonomes Fahren ermöglicht und eine individuelle Gesundheitsversorgung unterstützt. Kurzum: Daten bilden die Grundlage der digitalen Gesellschaft; sie fallen überall an und ermöglichen immer mehr digitale Dienste und datengetriebene Geschäftsmodelle.

Allerdings führt das Spannungsfeld zwischen Datennutzung und Datenschutz aktuell dazu, dass das Potenzial der Digitalisierung und darauf aufbauender Anwendungen, Dienste und Geschäftsmodelle in Deutschland noch nicht umfassend genutzt wird. Kernaufgabe der Forschenden im „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“ ist es daher, Technologien, Verfahren und Methoden zu entwickeln, um personenbezogene Daten zu anonymisieren und sie dadurch rechtskonform für datenbasierte Dienste und Innovationen nutzbar zu machen. Auf Grundlage der anonymisierten Daten sollen zudem Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickelt und erprobt werden, die sich beispielsweise in Mobilität, Medizin oder Verwaltung einsetzen lassen und die Digitalisierung vorantreiben.

„Mit dem ‚Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung‘ wollen wir die Digitalisierung und damit die Nutzung von Daten vorantreiben und gleichzeitig für besseren Datenschutz sorgen. Ziel ist es, Technologien, Verfahren und Methoden zu entwickeln, um personenbezogene Daten zu anonymisieren und sie dadurch rechtskonform für datenbasierte Dienste und Innovationen nutzbar zu machen. So stärken wir die Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger in der digitalen Welt und zeigen, dass Datenschutz Innovation nicht etwa hemmt, sondern Triebfeder der Digitalisierung sein kann."

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger

Fünf Kompetenzcluster

Das Netzwerk besteht aus fünf Kompetenzclustern, die unterschiedliche Anwendungsbereiche von Anonymisierung adressieren.

Die Kompetenzcluster im Überblick

AnigeD – Rechtskonforme Anonymisierung bei der Kombination von Datensätzen mit Georeferenzierung

AnoMed − Anonymisierung für medizinische Anwendungen

ANYMOS − Anonymisierung für vernetze Mobilitätssysteme

AVATAR − Anonymisierung persönlicher Gesundheitsdaten durch Erzeugung digitaler Avatare in Medizin und Pflege

IIP − Intelligente Nutzung verschiedener Verkehrsmittel

17 Forschungsvorhaben

Komplementär zu den Clustern fördert das BMBF 17 Forschungsprojekte, die innovative und effiziente neue Verfahren, Methoden und Technologien entwickeln, um die datenschutzkonforme, anonymisierte Bereitstellung und Nutzung von Daten zu fördern.

Die Forschungsvorhaben im Überblick

AnGer – Anonymisierung von Gerichtsentscheidungen für E-Justice und Legal Tech

AnoMoB – Anonymisierte Erfassung und Nutzung von Mobilitäts- und Bewegungsdaten

ANONY-MED – Rechtskonforme Nutzung von Gesundheitsdaten durch Anonymisierung

ATLAS – Datentreuhänder für anonymisierte Analysen in kommunalen Datenräumen

DARIA – Identitätsbetrug und Ausfallrisiko durch datenschutzkonforme Verwertung von Daten minimieren

EAsyAnon – Empfehlungs- und Auditsystem zur Anonymisierung

explanym – Erklärbare Anonymisierung intermodaler Mobilitätsdaten

FIIPS-at-Home – Frühwarn-, Informations- und Angriffserkennungssystem für Smart Home

GANGES – Gewährleistung von Anonymitäts-Garantien in Unternehmensanwendungen

KI-AIM – KI-basierte Anonymisierung in der Medizin

Medinym – KI-basierte Anonymisierung personenbezogener Patientendaten in klinischen Text- und Sprachdatenbeständen

NEMO – Nicht-Identifizierbarkeit von Daten aus Elektroenzephalografie für Open Science

PATH – Plattform für den Austausch von Gesundheits- und Wellnessdaten

PriSyn – Repräsentative, synthetische Gesundheitsdaten mit starken Privatsphärengarantien

PrivacyUmbrella – Privatheit von Daten sicherstellen durch umfassende Bereitstellung von Anonymisierungsverfahren

SAM-Smart – Sicherheitsassistenzmanager für das Smart Home

SynthiClick – Synthetische Datenerzeugung anhand von Nutzungsverhalten im World Wide Web

Das „Forschungsnetzwerk Anonymisierung für eine sichere Datennutzung“ wird auf Basis des Forschungsrahmenprogramms der Bundesregierung zur IT-Sicherheit „Digital. Sicher. Souverän.“ gefördert und zahlt auf die Agenda Cybersicherheitsforschung sowie die Leitinitiative Hyperkonnektivität des BMBF ein. Es ist zudem Teil der Umsetzung der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation, der Digitalstrategie und Datenstrategie der Bundesregierung. Finanziert wird die Maßnahme über den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) im Rahmen des EU-Programms „NextGenerationEU“.